Jochen Zöller vom TC Babcock kann auf eine beeindruckende Karriere als Tennisspieler zurückblicken – und ein Ende ist lange noch nicht in Sicht. Wie alles begann und welche Erfolge er feiern konnte, darüber berichtet der dreifache Deutsche Meister und Fünfter der DTB-Rangliste.
Beginn
Als Jugend-Fußballer von TUS Buschhausen kam ich 1964 zunächst als Balljunge (Verdienst: 60 Pfennige pro Stunde) zum TC Sterkrade 69, bevor ich 1966 als Jugendlicher in den Verein aufgenommen wurde. Meine ersten Tenniserfahrungen sammelte ich mit Leihschlägern von Mitgliedern des Clubs an der Tenniswand, bevor ich mir einen eigenen Tennischläger leisten konnte. Vereinsmitglied Rolf Lamers (RWO-Leichtathlet und Olympia-Teilnehmer 1952) mit seinem damaligen Sterkrader Sportgeschäft war bereit, mir mit monatlichen Raten von 10 DM einen Tennisschläger (Dunlop-Maxply) zu verkaufen.
Erster Erfolg
Bereits zwei Jahre später wurde ich gegen Werner Herzog, den damaligen Spitzenspieler des Vereins, mit 6:4, 1:6, 7:5 zum ersten Mal Vereinsmeister im Einzel und mit ihm zusammen zusätzlich Vereinsmeister im Doppel.
Oberhausener Stadtmeisterschaften
1973 wurde ich als Außenseiter zum ersten Mal Sieger in der Herren-A-Konkurrenz, die in der Vergangenheit immer eine Angelegenheit der seinerzeit übermächtigen Herren des OTHC war. Gegen den Titelverteidiger und mehrfachen Stadtmeister Georg „Schorsch“ Grohmann konnte ich mit 6:3 und 7:5 gewinnen, und diesen Sieg 1974 und 1975 wiederholen. Vor diesem Endspiel hatte ich für mich eine Tennis-Philosophie entwickelt, die bis zum heutigen Tage mein Spiel kennzeichnet: Wenn ich keinen Fehler mache, muss der Gegner alle Punkte machen. Konsequenz: Ich halte meine Fehlerquote extrem niedrig („Der Schläger ist mein Freund“) und warte geduldig und mit hoher Konzentration auf meine Möglichkeiten.
Bis 2008 habe ich an den Stadtmeisterschaften teilgenommen und konnte in dieser Zeit 45 Titel (Einzel 21x, Doppel 23x, Mixed 1x) gewinnen, darunter fünfmal die für mich wichtigste Herren-A-Konkurrenz.
TC Sterkrade 69
Die Tennisabteilung war für viele Jahre mein sportlicher Lebensinhalt, in der ich nicht nur das Tennisspielen gelernt sondern auch ein einmaliges Vereinsleben erfahren habe. Wir hatten zwar damals noch keinen Trainer, waren aber ein kleiner Kreis von hungrigen und ehrgeizigen Jugendlichen, die schnell Zugang zu den etablierten Spielern und den Medenmannschaften gefunden haben. Medenspiele und Vereinsmeisterschaften waren Höhepunkte in der Saison mit Zuschauerzahlen, die heute kaum noch vorstellbar sind. Es gab Freundschaftsturniere sowie Förderungsspiele, und die Feiern in unserem eher kleinen Clubraum waren legendär.
Mit mir als Spitzenspieler und weiteren jungen Spielern sind wir mit unserer Herrenmannschaft bis in die Bezirksliga aufgestiegen. In dieser Zeit war ich auch mehrfacher Vereinsmeister, Sieger beim jährlichen Neumühler Pokalturnier und erfolgreicher Teilnehmer bei den damaligen Städte-Vergleichskämpfen mit Wesel, Mülheim und Viersen. Dadurch wurde ich auch überregional immer bekannter und bekam bei den Bezirksmeisterschaften 1978 von Rot-Weiß Dinslaken das Angebot, für die Herren-Mannschaft in der Oberliga des TVN zu spielen. Es war für mich eine große Herausforderung, drei Klassen höher als bisher spielen zu können und mich gegen die starke Konkurrenz in einem Verein durchzusetzen, in dem ich gegen die besten vier Spieler immer chancenlos war.
In meinem Heimatverein war ich natürlich auch weiter aktiv. Schon früher tätig als Geschäftsführer und Sportwart wurde ich 1981 zum Leiter der Tennisabteilung gewählt und bin auch aus diesem Grund zum TC Sterkrade 69 zurückgekehrt. Hier habe ich dann die nächsten Jahre mit dem guten eigenen Nachwuchs des Vereins als inzwischen ältester Spieler und „Leitwolf“ der Herren-Mannschaft die 2. Verbandsliga erreicht. 1987 war dann der für mich richtige Zeitpunkt gekommen, um die Altersklasse zu wechseln. In der auch durch neue und spielstarke Jungsenioren verstärkten Mannschaft konnte ich noch viele Jahre in der Oberliga für meinen Verein spielen, bis ich mich durch Veränderungen im Verein und in der Mannschaft für einen Vereinswechsel entschieden hatte.
TC Babcock Oberhausen
1993 habe ich mich dem TC Babcock Oberhausen angeschlossen, weil es dort für mich eine gute sportliche Perspektive gab und weil mir die Mannschaftsspieler der Altersklassen dort seit vielen Jahren von zahlreichen sportlichen Begegnungen her bekannt waren. Dies war nicht nur bis zum heutigen Tage meine neue sportliche Heimat, sondern auch der Beginn meiner Karriere als Seniorenspieler, den ich zum diesem Zeitpunkt niemals für möglich gehalten hätte. Zunächst mit den Jungsenioren in der Oberliga erfolgte 1995 erstmals unser Aufstieg in die Regionalliga West. In dieser höchsten deutschen Seniorenklasse haben wir uns seitdem – abgesehen von kurzen Unterbrechungen in der Anfangszeit – fest etabliert und mit dem 2. Platz in der letzten Saison unseren größten Erfolg verbuchen können. Neben mir waren nur Uli Hölker (mit dem ich schon in Rot-Weiß Dinslaken zusammen gespielt habe) und Jürgen Bruckmann seit der Anfangszeit dabei, aber viele Spieler aus dem Umkreis haben unsere Mannschaft meistens für mehrere Jahre unterstützt.
Bei den Bezirksmeisterschaften unseres Tennisbezirks konnte ich bis 1999 drei mal den Titel und drei mal die Vizemeisterschaft erringen.
Niederrheinmeisterschaften, Deutsche Meisterschaften und Turniere
Zum Ende meiner Berufszeit ab 2005 habe ich mich erstmals mit dem überregionalen Tennis außerhalb des Vereins und unseres Tennisbezirkes beschäftigt. Bei den jährlichen TVN-Meisterschaften bei Grün-Weiß Ratingen konnte ich zwischen 2006 und 2018 zehnmal den Titel des Niederrhein-Meisters erringen und fünfmal zusammen mit Paul Schulte die Doppelkonkurrenz gewinnen. Herausragend waren dabei meine drei Siege gegen meinen langjährigen Trainingspartner Paul Schulte und vor allem mein 3-Satz-Sieg 2008 gegen den damals fast unschlagbaren Dan Nemes.
Aufgrund dieser Ergebnisse wurde ich für die deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Verbände mehrmals in die TVN-Mannschaft berufen:
Große Schomburgk-Spiele (50+): 2007 in Leverkusen / 2008 in St. Ingbert (Saarland)
Große Fritz-Kuhlmann-Spiele (60+): 2010 in Bönen (Westfalen) / 2012 in Berlin
Große Werner-Mertins-Spiele (70+): 2019 in Köln
An den jährlichen Deutschen Meisterschaften in Bad Neuenahr habe ich erstmals 2007 und mit einer Unterbrechung auch in allen Folgejahren teilgenommen. Bei diesem für mich schönsten und am besten organisierten Turnier hatte ich ich 2011 meinen größten Erfolg. Nach zwei eher leichten Vorrundenspielen folgte das für mich schwerste Spiel des Turniers, in dem ich Peter Marklstorfer aus Bayern nach fast drei Stunden mit 6:4, 3:6 und 7:5 niederringen konnte. Aber auch die nächsten beiden Spiele gegen Xavier de Villepin mit 6:4, 3:6 und 6:2 und den vielfachen deutschen Meister Horst Dieter van de Loo mit 4:6, 6:4 und 6:1 hatten es in sich. Im Endspiel gegen den Titelverteidiger Gerd Dahmen war ich nach Meinung aller Fachleute chancenlos. Aber den Druck hatte der 2-fache Sieger der beiden letzten Jahre, und mit fast fehlerfreien Spiel konnte ich das Finale deutlich mit 6:2 und 6:2 gewinnen. Meine Erkenntnis aus diesem Meilenstein in meinem Tennisleben: Jeder kocht nur mit Wasser und an guten Tagen kann ich fast gegen jeden gewinnen. Aber für den Sieg bei einem großen Turnier brauche ich neben Glück bei den wenigen entscheidenden Punkten auch eine außergewöhnlich gute Form über mehrere Tage.
An den deutschen Hallenmeisterschaften, die jährlich vor unserer Haustür in Essen stattfinden, nehme ich regelmäßig seit 1999 teil. Nach drei Halbfinalteilnahmen 2009, 2010 und 2013 wurde ich 2014 bei den Herren-65 und 2019 bei den Herren-70 Deutscher Hallenmeister. Die Endspiele konnte ich gegen meinen alten Rivalen Peter Marklstorfer (6:1, 4:6 und 6:4) und im letzten Jahr gegen den amtierenden deutschen Meister und die Nummer 1 der deutschen Rangliste Wolfram Schmidle (6:7, 6:0 und Aufgabe bei 4:1) gewinnen.
Für die Siege bei den Deutschen Meisterschaften bekam ich übrigens jeweils eine Siegprämie von 200 Euro, wie das bei den meisten Turnieren der Kategorie 0, 1 und 2 üblich ist.
Neben vielen regionalen und überregionalen Turnieren mit schönen Spielen und vielen guten Ergebnissen, die mich bis ins Halbfinale oder Finale brachten, konnte ich in den letzten Jahren die folgenden Turniere gewinnen:
2007 Wuppertaler TC
2008 Wuppertaler TC
2009 Moers 08
2010 Berlin-Nikolassee, CHTC Krefeld, Wuppertaler TC
2011 Mauritz Münster, CHTC Krefeld, Moers 08
2012 TC Bad Breisig, DSD Düsseldorf, Moers 08
2013 Berlin-Nikolassee, DSD Düsseldorf, Wuppertaler TC
2014 Leipzig, DSD Düsseldorf, GW Ratingen, Moers 08
2015 Bad Herrenalb, RTHC Leverkusen, GW Ratingen, Moers 08
2016 GW Ratingen, Werne
2017 Berlin-Nikolassee
2019 Bergisch-Gladbach, RTHC Leverkusen, Moers 08
Dabei ist mir besonders das T1-Turnier 2012 in Bad Breisig in Erinnerung geblieben, das ich im Hinblick auf meine Leistung und die Qualität der Teilnehmer den Deutschen Meisterschaften gleichsetzen würde. Innerhalb von sechs Tagen konnte ich mich gegen die deutschen Spitzenspieler „HansA“ Müller (6:7, 7:5, 6:3), Manfred Nickäs (6:7, 6:2, 6:0), Rainer Friemel (3:6, 6:2, 6:4), Otto Dressler (2:6, 6:3, 6:1) und im Endspiel gegen Gerd Dahmen (6:4, 6:4) durchsetzen.
Durch diese vielen guten Ergebnisse war ich in in letzten Jahren in meiner Altersklasse immer unter den ersten 25 Spielern der deutschen Rangliste aufgeführt und konnte im letzten Jahr mit der Position 5 meine bisher beste Platzierung erreichen.
Meine Erkenntnis daraus und meine Empfehlung an alle Tennisspieler: Wer sich verbessern will, muss einen gesunden Ehrgeiz haben, dazu Spaß am Tennissport und vor allen Dingen Turniere spielen. In Deutschland und vor allem im Tennisverband Niederrhein gibt es hierfür in allen Konkurrenzen und für alle Spielstärken jede Menge Möglichkeiten.
Und besonders für die Altersklassen gilt: Körperliche Fitness wird mit steigendem Alter immer wichtiger, denn dort wird der Ball so lange hin und her geschubst, bis der Gegner nicht mehr laufen kann.
Chronologie
1964 | Beginn als Balljunge beim TC Sterkrade 69 |
1966 | Aufnahme als Jugendlicher in die Tennisabteilung des TC Sterkrade 69 |
1968 | Erstmals Vereinsmeister Herren A gegen Altmeister Werner Herzog |
1971 | Erstmals Stadtmeister Herren B im Einzel und Doppel |
1973 | Erstmals Stadtmeister Herren A im Einzel (weitere 1974, 1975, 1978, 1980) |
1979 | Wechsel zum TC Rot-Weiß Dinslaken in die Herren-Oberliga-Mannschaft |
1981 | Wahl zum Vorsitzenden der Tennisabteilung Sterkrade 69 (bis 1983) |
1982 | Rückkehr als Spieler zum TC Sterkrade 69 |
1988 | Erstmals Bezirksmeister im Bezirk II bei den Jungsenioren |
1993 | Wechsel zum TC Babcock Oberhausen in die Jungsenioren-Oberliga |
1995 | Aufstieg mit den Jungsenioren in die Regionalliga West |
1999 | Erstmals Teilnehmer an den Dt. Hallenmeisterschaften in Essen Deutscher Hallenmeister 2014 (Herren 65) und 2019 (Herren 70) |
2006 | Erstmals Niederrheinmeister im TVN bei den Senioren In den Folgejahren 10 x Sieger im Einzel und 5 x Sieger im Doppel |
2007 | Erstmals Teilnehmer an den Dt. Meisterschaften in Bad Neuenahr Dt. Meister 2011 im Einzel und Vizemeister 2008 im Doppel Erstmals Teilnehmer an den Dt. Meisterschaften der Verbände für den TVN |
2010 | Letztmaliger Aufstieg mit den Senioren in die Regionalliga West (Teilnehmer bis heute ohne Unterbrechung) |
2019 | Vizemeister Herren-65 |